Wir überqueren die Grenze nach Nepal, zu Fuß


14. Oktober 2019

Eigentlich war alles anders geplant gewesen. Aber wie es meistens der Fall ist, kommt es anders als gedacht. Wie auch bei unserer Anreise nach Kathmandu. Wir hatten uns extra einen Reisebus organisiert, der uns direkt von Varanasi nach Kathmandu fährt. Die Busfahrt sollte 15 Stunden gehen und wir hätten bequem im Bus sitzen bleiben können und hätte eine Klimaanlage gehabt. Aber noch in Neu-Delhi bekamen wir eine SMS mit der Nachricht, dass unser Bus ausfällt und wir das Geld zurück erstattet bekommen. Also haben wir uns einen neuen Plan überlegt. Etwas unkomfortabler als vorher, aber dafür auch günstiger.

Plan B – Wir gehen zu Fuß

Also wir sind natürlich nicht ganz zu Fuß gegangen, aber wir haben die Grenze zu Fuß überschritten. Aber von vorne:

Zuerst haben wir uns ein Zugticket von Varanasi nach Gorakhpur (im Bundesstaat Uttar Pradesh) gekauft (900 INR p.P. für AC Chair Car) und uns überlegt, von dort aus mit dem Bus zur Grenze zu fahren. Danach wollten wir uns an der Grenze beim Indian Immigration Office aus Indien abmelden, über die Grenze gehen und unser Visum für Nepal on Arrival holen. Wenn alles abgehakt ist, wollten wir mit einem Tuk-Tuk in die nächstgrößere Stadt/Dorf fahren, um von dort aus mit dem Bus weiter nach Kathmandu zu fahren. Soweit der Plan.

Den richtigen Bus finden in Gorakhpur

In Gorakhpur angekommen hieß es für uns erstmal: alle Leute abwimmeln, die uns irgendwas verkaufen wollten und den Busbahnhof finden. Wir haben den richtigen Ort auch auf Anhieb gefunden, aber es standen gefühlt über 50 Busse in der ganzen Straßen und wir wussten natürlich nicht welchen wir nehmen mussten. Also haben wir uns durchgefragt und von jedem eine andere Antwort bekommen. Wir sind an allen Bussen vorbeigegangen, bis uns jemand sagte, wir müssen auf die andere Straßenseite und ans andere Ende der Straße. Dort stand auch ein Bus. Der sah allerdings schon total überfüllt aus, aber wir fragten trotzdem nach, ob der Bus nach Sonauli (die Stadt an der Grenze) fährt. Und – Ja – er tat es. Für 118 INR p.P. konnten wir in diesem vollen, öffentlich Bus 3 Stunden mitfahren.

Eine Fahrt im öffentlichen Bus in Indien

Wir quetschten uns irgendwie rein und zwei Inder machten für uns zwei Sitzplätze frei. Unser Gepäck (20 kg Backback und ca. 8 kg Daypack) befanden sich je auf unserem Schoß. Wie sollte man das nur 3 Stunden aushalten? Darüber hinaus saßen wir direkt bei der Bustür, die auch schon kaputt war und immer wieder auf und zugefallen ist, wenn der Bus gebremst oder beschleunigt hat. Zum Glück hatte der nette Herr, der uns die Karten verkauft hat, nach ca. 20 Minuten Mitleid mit uns. Er nahm unser großes Gepäck und verstaute es an einer noch freien Stelle im vorderen Teil des Busses.

Nun war eigentlich nur noch der harte Sitz (eigentlich nur ein Brett mit Leder überzogen), auf dem man saß, ein Problem. Aber wir dachten uns nur – „Besser als laufen…“. So verging die Fahrt mit mehreren kleinen Pausen, um auf Toilette zu gehen oder sich was zu essen oder zu trinken zu kaufen.

Auf dem Weg konnten wir wieder etwas Dorfleben in Indien beobachten. Da es anscheinend immer noch Festival-Zeit war, haben wir z.B. einen Trecker gesehen, der auf einem Anhänger eine sehr laute Musikanlage und eine große Shiva Statue gezogen hat. Eine Gruppe von Menschen liefen hinterher und tanzten und freuten sich. Wieder eine religiöse Handlung, die wir nicht verstehen. Dennoch macht es immer wieder Spaß, es sich anzusehen.

In Sonauli angekommen

Als wir nun nach 3 Stunden Fahrt endlich in Sonauli angekommen waren, haben wir das indische Immigration Office aufgesucht und uns aus Indien abgemeldet. Das lief recht problemlos, schnell und unkompliziert. Wir prüften nochmal, ob wirklich alles richtig in unseren Passports eingetragen war und gingen danach zu Fuß über die Grenze.

Visum on Arrival in Nepal

Am Immigration Office von Nepal haben wir unser Touristen Visum beantragt. Da wir nun 18 Tage in Nepal bleiben, mussten wir ein Visum für 30 Tage nehmen. Die Preise wurden im Juli 2019 angepasst und es wurde 10$ (US) teurer als im Vorfeld geplant.

Die Nepalis, die unser Visum bearbeitet haben, waren super freundlich und lustig drauf. Bevor wir unsere Passports zurückbekommen haben, versuchte der eine unsere Namen auszusprechen. Bei dem Namen „Natascha“, tat er sich besonders schwer, da er das „sch“ nicht wirklich aussprechen konnte. Wir haben es ihm mehrmals vorgemacht und uns über diese Herzlichkeit gefreut.

Wir brauchten nur noch einen Bus nach Kathmandu

Zum Glück haben wir schon direkt an der Grenze einen Bus nach Kathmandu gefunden. Wir hatten die Möglichkeit, aus zwei verschiedenen Bussen zu wählen. Einen guten mit Klimaanlagen oder einen „guten“ ohne Klimaanlage. Sparfüchse, wie wir sind, haben wir uns für den „guten“ ohne Klimaanlage entschieden. Was wir später irgendwie ein bisschen bereut haben.

Noch schnell was essen

Nachdem wir unser Bus-Ticket bekommen hatten und noch etwas Zeit bis zur Abfahrt war, nutzen wir sie, um eine Kleinigkeit zu essen. Dieses mal gab es für uns Streetfood. Wir sind in dem Dorf durch ein paar Gassen geschlendert und haben einen kleinen Streetfoodstand gefunden, der eine Art gebratene Nudeln mit Chili-Soße machte. Die wollten wir ganz gerne essen. Aber schon bei der Bestellung merkten wir, dass die Frau kaum Englisch sprach und wir mit Handzeichen drauf zeigen mussten, um unsere Bestellung aufgeben zu können.

Ein netter Herr, der anscheinend zu diesem Streetfoodstand gehörte, stellte für uns zwei Stühle in seinen offenen Laden und bot uns was zu trinken an. Es gab bei der Kommunikation viele Missverständnisse, die uns aber total amüsierten. Zum Beispiel wollten wir ganz gerne noch eine Flasche Wasser kaufen und wir haben stattdessen ein Tuch bekommen, damit wir uns die Hände abwischen konnten. Aber man hat sich große Mühe gegeben, uns zu bedienen. Es schien, dass sich kaum ein Tourist in diese Gasse verirrt. Wir haben für unser Essen mit zwei Getränken 210 NPR (ca. 1,69€) bezahlt.

Frisch gestärkt zum Public Bus

Es war endlich spät genug, um unseren Bus aufzusuchen und unser Gepäck aufzugeben. Als wir dem Bus immer näher kamen und ihn uns von innen angesehen haben, war es eigentlich halb so schlimm. Ich dachte: „Das ist ja cool. Wir können die Sitze total weit nach hinten stellen. Es lässt sich damit bestimmt gut schlafen“. Es war ja auch ein Nachtbus. Das wir keine Klimaanlage hatten, störte nur, wenn wir standen. Ansonsten konnten wir das Fenster öffnen und den Fahrtwind genießen.

Da Kathmandu auf 1400m liegt, nahm die Temperatur im Verlaufe der Fahrt, aufgrund der Höhe sowieso nochmal ab. Also alles kein Problem. Allerdings hatten wir einen Herren direkt hinter uns sitzen, der richtig schön geschmatzt hat. Die innere Wut wuchs mit jedem weiteren Schmatzer.

Die Fahrt beginnt

Doch dann wurde der Motor gestartet und wir fuhren los. Der Motor, inkl. der Vibrationen, die verursacht wurden, machten einen unheimlichen Krach im Bus, dass es kaum möglich erschien, ruhig zu schlafen. Und dann waren da auch noch die vielen Bodenwellen, Schlaglöcher und einfach nur nicht gut präparierte Straßen, die diesen Bus komplett durchrüttelten. Die ganze Fahrt über. Gefühlt hatte der Bus auch keine Federung und alles hat man gespürt. Viel mehr als Dösen war bei dieser Ruckelfahrt einfach nicht drin. Wir waren froh, als dieser Trip nach knapp 11 Stunden endlich zu Ende war.

In Kathmandu angekommen

Wir sind morgens um 5 Uhr endlich in Kathmandu angekommen und haben unser Gepäck aus dem Bus ausgeladen. Unsere Rucksäcke waren komplett verschmutzt und staubig und wir sahen auch nicht viel besser aus.

Wir nahmen uns ein Taxi, um zu unserem Hostel zu fahren, in der Hoffnung schon so früh am Morgen einchecken zu können. Dies war aber kein Problem und wir haben sogar noch ein kostenloses Zimmer-Upgrade bekommen. Das Zimmer, dass wir eigentlich beziehen sollten, war noch nicht frei. Aber unser neues Zimmer hatte sogar ein privates Badezimmer und es heißt „Everest“. Wenn das mal kein Zeichen ist!?

Letzte Vorbereitungen

Wir haben also früh am Morgen schon ein Zimmer beziehen können und konnten uns erstmal ausruhen. Am gleichen Tag haben noch die wichtigsten Vorbereitungen gemacht, wie z.B. das Permit für den Nationalpark gekauft und ein paar warme Kleidungsstücke. Den Abend verbrachten wir nur noch mit Recherchen über den Trek (z.B. Akklimatisierung) und genossen von unserer Rooftop-Terrasse den Sonnenuntergang.

Unsere Tour beginnt!

Nun machen wir im Zeitraum vom 12.10. – 25.10.2019 unsere Trekking Tour zum Everest Base Camp. Alleine geplant, ohne Guide und ohne Porter. Wenn wir wieder zurück sind in Kathmandu, werdet ihr die schönen Bilder und die Erlebnisse berichtet bekommen. Bis dahin genießen wir das Himalaya Gebirge.

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