Unser Weg zum EBC – Teil 1

Der Mount Everest

Die Reise startete für uns ungewöhnlicher, als für andere zu dieser Jahreszeit. Der Flughafen in Kathmandu ist wegen Bauarbeiten für die kleinen Flugzeuge anscheinend teilweise gesperrt. Wir können nur von einem anderen Flughafen nach Lukla fliegen. Zumindest wurde es uns so erklärt.

Lukla ist ein Ort, der sich schon auf 2860m ü. N.N. befindet und wo die meisten Menschen den Trek zum Everest Base Camp (kurz EBC) starten. Um dorthin zu kommen, ist es sehr populär, mit dem Flugzeug zu fliegen. Alternativ könnte man auch mit dem Bus bis nach Jiri fahren und von dort nach Lukla wandern. Da dieser Weg allerdings schon 3-4 Tage dauert, haben wir uns entschieden, trotzdem zu fliegen.

Nun mussten wir also vom Ramechap Airport losfliegen, anstatt von Kathmandu. Dieser Flughafen liegt ca. 120km östlich von Kathmandu und ist nachts (wenn wenig Verkehr ist) in ca. 3,5 – 4 Stunden zu erreichen.

Die Anfahrt zum Ramechap Airport

Unsere Nacht endete schon um 1:30 Uhr mitten in der Nacht. Wir haben am Vorabend unsere Sachen gepackt und alles überflüssige im Hostel, für die Zeit des Treks, eingelagert. Daher brauchten wir uns nachts nur noch schnell anziehen und unsere Rucksäcke (10kg – 13kg) auf den Rücken schnallen.

Wir liefen nachts durch Kathmandu zu einem Platz, an dem wir abgeholt werden sollten. Die Angabe, wo wir uns treffen sollten, war ungefähr. Wir standen also morgens um 2 Uhr in der vermeintlich richtigen Straße und haben Ausschau nach unserem Transport gehalten. Das Verlief zum Glück problemlos und wir konnten uns in einem 11 Personen Mini-Bus auf der Rückbank „breit“ machen. Wir waren guter Dinge, vielleicht noch etwas Schlaf im Bus nachzuholen. Unser Flieger sollte um 6 Uhr gehen, also blieb uns noch etwas Zeit.

Die ersten Kilometer

Auf den ersten Kilometern war es noch ganz okay im Bus. Die Straßen waren gut in Schuss und es war kein Verkehr auf der Straße. Taschi versuchte etwas zu schlafen und ich war voller Vorfreude auf die Tour, dass die Müdigkeit irgendwie verflogen war. Allerdings ging es nach etwa 25km sehr holprig weiter. Wir waren aus der Stadt raus und haben die ersten Dörfer passiert. Wir fuhren direkt ins Himalaya Gebirge rein und es folgten sehr schlechte Straßenbedingungen. Für uns ging es serpentinenartig ins Tal runter, dann wieder hoch und wieder runter. Die Straßen hatten überall Schlaglöcher und der Fahrer versuchte diese zu umfahren.

Mit Highspeed durch den Himalaya

Wahrscheinlich war unser Fahrer im früheren Leben einmal Rennfahrer, denn zumindest fühlte es sich für uns so an. Er „raste“ quasi durch die Serpentinen und wich mit ruckartigen Manövern den Schlaglöchern aus. Jede Bodenwelle, die wir überquerten, spürten wir auf der hinteren Sitzbank. Wir wurden aus unseren Sitzen geschleudert und kamen teilweise mit unseren Köpfen an die Decke. Also von wegen ausruhen: Die Fahrt war die Hölle. So erging es uns allerdings bis zum Sonnenaufgang und wir kamen „pünktlich“ um 6 Uhr am Flughafen an. Unser Flugzeug sollte gerade abheben, was es auch tat – ohne uns.

Wir fliegen endlich nach Lukla

Man versicherte uns, wir könnten das nächste Flugzeug nehmen. Daher konnten wir in Ruhe einchecken und die „Sicherheitskontrolle“ durchqueren. Wir durften grundsätzlich nur 10kg Hauptgepäck und 5kg Handgepäck mitnehmen. Ich hatte insgesamt 10kg im Backpack und 3kg im Handgepäck (die Spiegelreflexkamera war etwas zu schwer und daher im Handgepäck). Taschi hingegen konnte sich mit einem 10kg schweren Rucksack anfreunden.

Der Check-In verlief anders, als bei normalen Flughäfen. Wir waren an einem abgelegenen Ort, wo nur Kleinflugzeuge starten und landen können. Der Check-In befand sich noch draußen vor dem „Terminal“. Auf einem Gartentisch war ein Laptop aufgebaut und daneben befand sich eine Waage für das Gepäck.

Die Sicherheitskontrolle

Nachdem wir eingecheckt waren, gingen wir in den „Terminal“. Wir mussten aber noch die Sicherheitskontrolle durchlaufen. Auch diese verläuft anders als gewohnt. Bisher war es üblich für uns durch einen Metallscanner zu laufen und unser Gepäck scannen zu lassen. Aber es war wieder einmal anders als erwartet. Wir legten unser Gepäck auf einen Tisch und ein paar Flughafen Mitarbeiter öffneten die Rucksäcke. Sie nahmen nicht alles raus, sondern öffneten den Rucksack nur etwas, um einen Blick zu erhaschen. Es war eine schnelle Abfertigung, die meist auch schnell beendet war, wenn man sagte, dass man keine gefährlichen Gegenstände mitführe.

Nachdem das Gepäck „sorgfältig geprüft“ war, ging es für uns zu einem weiteren Mitarbeiter, der uns kurz am Körper abtastete und fragte, ob wir ein Feuerzeug dabei hätten. Nachdem auch diese Frage mit einem „Nein“ beantwortet wurde, gab es einen Stempel auf die Boardingkarte „Sequrity Checked“. Wir waren nun offiziell keine Gefahr mehr und durften in den Wartebereich.

Ramechap Airport mit einem Flugzeug von Tara Air

Der Flug zu einem der gefährlichsten Flughäfen der Welt

Der Flughafen in Ramechap lag in einem Tal, direkt neben einem Fluss. Die Landebahn war ausreichend lang und man hatte ein gutes Gefühl. Als wir in diesem kleinen Flugzeug saßen – ausreichend für 18 Personen – stieg die Aufregung. Auch eine Stewardess gab es im Flugzeug, die uns auf dem 20 minütigen Flug begleitete.

Wir hoben ab und konnten zum ersten Mal bei Tageslicht diese wahnsinnig großen Berge und die tiefen Täler sehen. Es war beeindruckend. Ich klebte quasi die ganze Zeit am Fenster und staunte. Taschi lies sich dagegen nur wenig beeindrucken. Sie war froh 20 Minuten die Augen zu schließen, um den Schlaf nachzuholen.

Der Flughafen in Lukla

Der Flug verlief ohne Turbulenzen und von der Landung hat man eigentlich nicht viel mitbekommen. Erst später konnten wir von außen sehen, dass die Landebahn mit einem etwa 12%igen Gefälle gebaut ist. Als wir landeten, bremste uns zusätzlich die Aufwärtsfahrt am Berg. Was auch nötig ist, denn die Landebahn ist etwa 530m lang und daher gerade so ausreichend. Am Ende der Landebahn befindet sich eine Felswand, auf die man zu rast, sollte man nicht schnell genug bremsen können.

Aber es ist ja alles gut gegangen. Dennoch ist dieser Flughafen spektakulär und einzigartig.

Flughafen Lukla mit einem Flugzeug von Summit Air
Flughafen Lukla

Tag 1 – Wir gehen nach Phakding

Da wir so früh aufgestanden sind, wollten wir den ersten Tag ruhig angehen. Daher haben wir uns entschieden ins ca. 3 Stunden entfernte Phakding zu laufen.

Noch in Lukla mussten wir uns die Touristen Fee kaufen und uns beim Tourist-Security-Check-In anmelden. Unter anderem mussten wir angeben, wann wir voraussichtlich von Lukla wieder abfliegen und wo wir hingehen wollen. Man fühlt sich dadurch irgendwie etwas sicherer, sollte man in Not geraten.

Die Aussicht war toll und die Umgebung war grün. Überall waren Bäume und es war dicht bewachsen. Aber seht einfach selbst.

Auf dem Weg nach Phakding
Fluss bei Phakding

Wir beziehen unsere erste Lodge

In Phakding angekommen haben wir uns mit dem „Lodge-Leben“ vertraut gemacht. Eine Lodge besitzt nur einen warmen Raum und zwar das Esszimmer. Inmitten des Raumes steht ein Ofen, der nur mit den getrockneten Ausscheidungen des Yaks (im späteren bezeichne ich es liebevoll als Yak-Poo) beheizt werden darf. Holz dürfen die Leute eigentlich nicht verwenden, damit die Wälder im Naturschutzgebiet nicht abholzt werden. Aber nicht jeder hält sich daran. Dennoch wird dieser Ofen erst am Abend angeheizt und so sitzt man die meiste Zeit mit Jacke, Mütze und Handschuhen im Dining-Room und unterhält sich mit den Menschen aus der ganzen Welt oder spielt zum Beispiel Karten.

Die Schlafzimmer sind spartanisch ausgestattet. Die Räume sind durch sehr dünne Holplatten voneinander abgegrenzt und man hört quasi alles, was auf seiner Etage passiert. Meist stehen zwei Pritschen mit einer dünnen Matratze in einem Raum. Oftmals lagen auch Decken und Kissen bereit. Wir benutzten allerdings die meiste Zeit unsere Schlafsäcke.

Tag 2 – Von Phakding nach Namche Bazar

Wir dachten uns, dass dieser Tag der wohl anstrengste für uns sein würde. Denn wir mussten von etwa 2600m auf 3450m hochgehen. Die erste Zeit ging es nur auf und ab, man überquerte viele Hängebrücken und sah diverse Wasserfälle. Überall waren Yaks, Esel und Maultiere anzutreffen. Wenn diese allerdings über eine Hängebrücke gehen, ist diese nur noch eine Einbahnstraße. An den Tieren kommt man nicht vorbei. Sollte man sich auf der Brücke befinden und die Tiere kommen dir entgegen, bleibt dir nur noch die Möglichkeit zurück zu gehen.

Der erste Weg war sogar noch recht einfach. Die meiste Zeit ging es am Fluß entlang und man durchquerte viele Dörfer, wo man auch einkehren und einen Tee trinken konnte.

Wir müssen über diese Hängebrücke

Aber als wir an der Stelle ankamen, wo es nun endlich bergauf ging, sahen wir eine verdammt hohe Hängebrücke. Ich kann es nicht einschätzen, wie hoch sie war, aber sie war verdammt hoch. Bei bestem Wetter konnten wir den Ausblick davon genießen.

Am Ende der Brücke machten wir eine kurze Pause, um noch ein paar Schnappschüsse zu machen und dabei ist uns ein Pärchen im mittleren Alter aufgefallen. Später haben wir sie auch noch besser kennengelernt. Die Dame hatte anscheinend Höhenangst und überquerte mit zittrigen Beinen die Brücke.

Hoch über dem Abgrund

Es geht nur noch bergauf

Wir wanderten nach dieser Brücke nur noch in Serpentinen, mit nicht ausgebauten Wegen (wie die Natur halt so ist), nach oben. Es war sehr anstrengend, da die Luft immer dünner wurde und wir uns noch akklimatisieren mussten. Irgendwo auf dem Weg nach oben gab es anscheinend eine Abzweigung, die wir nicht bemerkt hatten, da wir zu sehr damit beschäftigt waren, uns nach oben zu kriegen. Die meiste Zeit starrt man nur auf den Boden und versucht nicht zu stolpern und langsam den Weg nach oben zu gehen.

Angriff der Esel

Als wir kurz bei diesem Anstieg pausierten, hörten wir schon Glöckchen, die auf Esel oder Maultiere hindeuteten. Und auf einmal sahen wir sie. Eine ganze Horde. Bestimmt 50 Tiere, die an uns vorbei liefen und wir mittendrin. Ein Esel hat mich mit seiner Ladung fast umgerissen. Die Sherpas haben das beobachtet und lachten nur über mich, wie ich versuchte dieses Geschehen irgendwie mit meinem Handy festzuhalten.

Als wir die Esel-Situation überstanden hatten, kam ein anderer Wanderer vorbei, der uns erklärte, dass dieser Weg, den wir gehen, der „Donkey-Path“ sei und der eigentliche Wanderweg weiter rechts wäre. Auch er wäre falsch gegangen, aber die Wege führen am Ende wieder zusammen. Das mit dem Donkey-Path hatten wir dann auch schon selbst festgestellt. =D

Kurz vor Namche Bazar

Wir befanden uns schon kurz vor unserem nächsten Zielort. Wahrscheinlich auf etwa 3300m war ein weiterer Tourist-Police-Check-In. Wir reihten uns ein um, uns anzumelden. Als wir durch waren, spürte ich zum ersten mal die Probleme bei dünner Luft. Mir war schwindelig und ich fühlte mich gar nicht wohl. Wir haben mit unseren Puls-Oxymetern den Sauerstoffgehalt im Blut gemessen. Mein Wert lag zu diesem Zeitpunkt gerade mal bei 78%. Wir entschieden eine Pause zu machen und abzuwarten, bis sich mein Wert stabilisiert hatte. Bei der ganzen Anstrengung sinkt der Wert schonmal, denn die Muskeln verbrauchen viel Sauerstoff unter Belastung.

Unsere Lodge

Nachdem es mir wieder besser ging und wir in Namche Bazar angekommen waren, haben wir in unserer Lodge eingecheckt. Das Wetter war mal wieder hervorragend. Daher war es warm und man hat viel geschwitzt. Also brauchten wir eine heiße Dusche. Die wir dann auch bekamen. Leider nicht ganz so heiß, wie wir gerne hätten, aber immerhin noch warm.

Wenn draußen die Sonne nicht mehr scheint, wird es kalt und die Räume im Haus sind es auch. Daher macht eine nicht ganz so heiße Dusche in einem kalten Raum eher wenig Spaß. Man friert danach eigentlich mehr, als vorher.

Im höchsten Irish Pub der Welt

Um uns von den Strapazen des Tages zu erholen, dachten wir uns, wir gehen mal ins Irish Pub. Dass dieser auch der höchste Irish Pub der Welt sein sollte, machte uns natürlich direkt neugierig. Ich wollte auch unbedingt ein Guinness trinken und Taschi hat sich ein Everest-Bier gegönnt. Das erste mal gab es Alkohol seit unserer Reise. Und es schmeckte…
suboptimal. Das Verlangen war irgendwie nicht da und wir gingen früh ins Bett.

Tag 3 – Namche Bazar Akklimatisierung

Es war unser erster Akklimatisierungstag, den wir mit einem Ausflug zum Everest View Hotel verbringen wollten. Dadurch, dass Taschi auch noch eine Erkältung hatte, setze es ihr in der eh schon dünnen Luft noch mehr zu. Dennoch beschlossen wir langsam die Gegend zu erkunden. Wir klapperten diverse Aussichtspunkte ab, um den Everest zu bewundern. Als wir am Nachmittag auch bei dem Everest View Hotel ankamen und uns die Gegend anschauten, ging es Taschi zunehmend schlechter. Sie hatte Kopfschmerzen und fühlte sich schlapp. Wir entschieden, in die Lodge zu gehen. Auch ihre Sauerstoffwerte machten keinen guten Eindruck. In Gedanken hatten wir beide schon zu uns gesagt: „Die Reise endet an dieser Stelle und wir drehen um!“ Schließlich wäre es auch möglich, dass Taschi erste Anzeichen der Höhenkrankheit aufweist. Aber keiner hat es laut ausgesprochen. Wir kauften noch am Nachmittag etwas gegen ihre Erkältung und hofften das Beste.

Zeige Kommentare (4)

  • Es ist toll zu lesen was ihr auf eurem Weg zum basecamp alles erlebt und die Bilder und videos sind toll. Diese Landschaft ist der Wahnsinn und ich werde richtig neidisch,dass ich das niemals sehen werde. Allein schon,weil ich zu faul bin zu wandern 🤣. Aber es ist schon beunruhigend zu lesen,dass ihr beide Probleme hatten,aber zum Glück weiß ich ja,dass ihr wohlbehaltend wieder unten angekommen seid.
    Liebe Grüße aus Deutschland 😘

    • Ja vielleicht solltest du dir mal überlegen wandern zu gehen, damit du auch diese schönen Landschaften sehen kannst. Es lohnt sich defintiv.
      Wir hatten ja von vornherein unsere Bedenken wegen der dünnen Luft. Da kann man auch einfach mal Pech haben und es klappt nicht.

      Es ist aufjedenfall interessant zu sehen wie man in solchen Situationen als Team funktioniert. Beim tauchen wissen wir das zum Glück schon ganz gut, aber beim Wandern war es diesmal auch eine neue Herausforderung. Gerade auch, weil wir nun 13 Tage unterwegs waren. Wir mussten unsere Tempi aneinander anpassen. Aber es gibt ja noch Teil 2.

      Liebste Grüße aus dem sonnigen und tollen Myanmar
      Dein liebster Schwiegerbruder =)

  • ja, es ist wirklich bewundernswert wie ihr diesen Treck (zumindest bis hierhin) bewältigt habt! Ich bin total stolz auf euch und natürlich auch ein bischen neidisch. Super! Und da ich weiß, dass ihr heile wieder zurück seid, freue mich schon sehr auf den zweiten Teil.
    Liebe Grüße von Jesse und mir

  • Wie spannend!!!!!
    Ich bin begeistert von eurer Berichterstattung. Es ist unvorstellbar, was ihr alles erlebt - einfach toll 🤗.
    (Die Hängebrücke hätte ich nie im Leben überquert.)
    Ich freue mich auf die nächsten Einträge und sende herzliche Grüße aus Rehburg.