Endstation Neuseeland

Jetzt sind wir so lange vor dem Corona-Chaos weggefahren und doch hat es uns schließlich eingeholt. Neuseeland kann man eigentlich gar nicht mehr als Stop auf unser Route bezeichnen, denn auch wenn wir ganze 3 Wochen dort waren, haben wir von dem wunderschönen Land fast nichts sehen können. Ein abschließender Beitrag zu unserer Isolation und den wenigen, aber guten Eindrücken von Neuseeland.

Die Selbstisolation

Als wir in der Hauptstadt Wellington ankamen, war uns bereits klar, dass wir uns, als aus dem Ausland Einreisende, in Selbstisolation begeben müssen. Wir warfen unsere Pläne, die Hauptstadt zu besichtigen, kurzer Hand um und flogen direkt auf die Südinsel weiter, nach Christchurch, wo ein „self-contained“ (unabhängig) Camper auf uns wartete. Am Flughafen von Wellington wurden wir von Figuren aus dem Film „Der Hobbit“ begrüßt.

In Christchurch angekommen, holte uns Ross, unser Campervanvermieter, am Flughafen ab und brachte uns zu unserem neuen Zuhause. Die Einkäufe hatten wir uns bereits dorthin schicken lassen, sodass wir für die ersten Tage gut ausgestattet waren. Nun hieß es ersteinmal 2 Wochen Selbstisolation. Der Plan war nach den 2 Wochen die Südinsel zu bereisen. Da es in Neuseeland kaum aktive Fälle gab (zum Zeitpunkt unserer Einreise 6), hielten wir das für möglich.

Leider gestaltete sich die Suche nach einem Campingplatz sehr schwierig. Als Selbstisolationskandidaten wollte uns niemand aufnehmen. Am Ende fanden wir eine Campsite in Mount Somers, circa 1 Stunde Fahrt von Christchurch, die uns super lieb aufnahmen und sich um uns kümmerten.

Wir zahlten erstmal weniger als andere, weil wir die Duschen und WCs nicht benutzen durften. Zudem ging jeden Tag jemand für uns einkaufen und sogar Bier und Schokolade brachten sie uns mit. Geld wollten sie von uns nicht. Da wir kein Bargeld hatten, wollten wir es per Karte mit der Mietgebühr bezahlen, aber auch das wollten sie nicht haben. Und damit wir auch mal Duschen konnten, duften wir ein Privatzimmer kostenlos nutzen, in dem wir danach nur das Bad putzen mussten.

Geschenk unserer Campingplatzvermieter
Frühstück mit Freunden
Ein ganz normaler Tag

Der Lockdown

Nach 5 entspannten Tagen kam dann allerdings die Meldung, dass alle Reisenden Neuseeland schnellstmöglich verlassen sollen. Wir hatten 48 Stunden Zeit in die Nähe eines Flughafens zu kommen, denn dann folgte der Lockdown. Neuseeland hatte zwischen 100 und 200 aktive Fälle zu dem Zeitpunkt, aber man wollte früh genug handeln.

Also mussten wir uns damit abfinden, dass unsere Reise nun beendet ist. Wir suchten uns eine Campsite in Christchurch und machten uns auf den Weg dorthin. Alle Versuche einen Flug nach Deutschland zu bekommen, waren zwecklos. Leider gibt es aus Neuseeland keine Direktflüge, weshalb wir ein geeignetes Transitland finden mussten, über das wir fliegen durften. Australien war bereits dicht. Die Meldung von Singapur ereilte uns am nächsten Tag. Flüge über Katar gab es nur aus Auckland und eine Reise über die USA war zwar noch offen, aber täglich bzw. stündlich änderte sich etwas und würden wir dort stecken bleiben, hätten wir keine Krankenversicherung in diesem Land.

Also meldeten wir uns für das Rückholprogramm beim Auswärtigen Amt an und dann hieß es nur noch abwarten. Wärend der Campingplatz am Anfang noch voll mit Campern war, herrschte nach 2 Wochen gähnende Leere. Das wir doch noch so lange ausharren mussten, hätten wir nicht gedacht.

Ein paar Eindrücke aus Neuseeland

Leider konnten wir durch die ganze Selbstisolation nicht viel von Neuseeland sehen. Alles was wir von der Südinsel erleben konnten, spielte sich auf der Strecke zwischen Christchurch und Mount Somers ab. In Mount Somers gingen wir einen Tag wandern. Umso schwerer fiel es uns, die Reise zu beenden, wo wir doch gerade etwas Neuseeland erleben durften.

Der Rückflug

Nach endlosen 3 Wochen bekamen wir endlich ein Standby-Ticket zugeschickt. Das war noch kein sicheres Ticket, aber wenigstens schonmal eine Hoffnung auf eine Rückreise. Wir gaben also unser Camper-Zuhause ab und quatierten uns eine Nacht in einem Hotel am Flughafen ein.

Um 4:45 Uhr standen wir morgens am Flughafen und reihten uns in eine lange Schlange von Standby-Reisenden ein. 1,5 Stunden warteten wir draußen in der Kälte, bevor wir endlich in den Flughafen konnten. Die Registrierung war zum Greifen nah. Nur eine Person stand noch vor uns, als plötzlich der Stop ausgerufen wurde. Der Flieger um 9 Uhr ist voll. Na ganz toll.

Zum Glück sollte noch einer um 14:45 Uhr nachmittags gehen. Allerdings hieß es dann erneut ausharren und bangen, ob wir wohl noch in den Flieger passen. Berti war schon ganz hibbelig und machte alle um sich herum verrückt. Die Kernaussage: Wir kommen bestimmt nicht mit! Als um 12 Uhr dann die beruhigende Nachricht kam, dass alle Standby-Ticket-Besitzer noch einen Platz bekommen, war die Erleichterung groß. Endlich ging es zurück nach Deutschland.

The End

Nach circa 23 Stunden im Flieger über Vancouver, landeten wir um 6 Uhr morgens in Frankfurt. Der Flug mit Air New Zealand war super und es hat alles ganz vorzüglich geklappt. Gerade befinden wir uns in unserer hoffentlich vorerst letzten 2-wöchigen-Quarantäne und danach geht die Organisation in Deutschland wieder los.

Auch wenn der Abbruch der Weltreise nach 7 Monaten uns wirklich schwer fiel, ist es doch zu diesen Zeiten die absolut richtige Entscheidung gewesen. Wer weiß schon, wie sich die Lage in den nächsten Monaten noch entwickelt und besonders das Reisen wird wohl lange Zeit nicht mehr so frei möglich sein, wie es zuvor der Fall war. Wir hatten ein wirklich schönes halbes Jahr auf Reisen und vielleicht bekommen wir irgendwann nochmal die Chance, Südamerika zu bereisen.

Zeige Kommentare (2)

  • Schade, das war dann ja nun wohl der letzte Beitrag :-(
    Obwohl ich es wirklich sehr traurig finde, dass ihr eure Reise abrechen musstet (denn ich fand es aufregend und sehr sehr interessant euch bei eurer Reise von zuhause aus zu begleiten), bin ich doch froh euch in diesen Zeiten wieder in Deutschland zu wissen.
    Leider können wir uns noch nicht treffen, aber bald werden wir es irgendwie möglich machen. Fühlt euch schon jetzt ganz doll gedrückt.

    • Sobald es wieder möglich ist und man es verantworten kann, sehen wir uns wieder. Freuen uns schon drauf 😊